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Was ist Fechten

Historisches

Das Florett und der Degen, beides prominente Waffen in der Geschichte des Fechtens, haben ihre Wurzeln in Italien und eine Entwicklung, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Ursprünglich im 17. Jahrhundert eingeführt, diente das Florett anfangs als Übungsinstrument für das Rapierfechten. Aufgrund seiner leichten und flexiblen Beschaffenheit war es ideal, um Fechttechniken zu üben, ohne ernsthafte Verletzungen zu riskieren. Im Laufe der Zeit etablierte sich das Florett als eigenständige Wettkampfwaffe im sportlichen Fechten.

Der Degen, der ebenfalls Ende des 17. Jahrhunderts in Italien entstand, zeichnete sich durch seine tödliche Effektivität aus und fand Anwendung in ernsthaften Kämpfen sowie in formalen Duellen. Er entwickelte sich zu einem festen Bestandteil im sportlichen Fechten und gehört heute zu den drei Disziplinen des olympischen Fechtens.

Die Evolution des Fechtens mit Florett und Degen hat dazu geführt, dass aus einer lebensnotwendigen Kampffähigkeit ein technisch anspruchsvoller Sport wurde. Dieser Sport verlangt nach Präzision, Geschick und taktischem Geschick und zieht weltweit Teilnehmer aller Altersklassen und Fähigkeitsstufen an. Florett- und Degenfechten sind nicht nur wesentliche Bestandteile des olympischen Programms, sondern auch weltweit beliebte Disziplinen.

Das Florett

Im Fechtsport wird das Florett sowohl von Damen als auch von Herren eingesetzt und besteht aus einem Griff, einer Glocke und einer Klinge. Die Gesamtlänge des Floretts darf 110 cm nicht überschreiten, wobei die Klinge selbst maximal 90 cm lang sein darf. Das Gewicht ist auf höchstens 500 Gramm limitiert. Es gibt verschiedene Griffvarianten wie den französischen, italienischen und den orthopädischen Griff, bekannt als Pistolen-Griff, in diversen Größen. Die Glocke, die den Griff von der Klinge trennt und einen Durchmesser zwischen 9,5 und 12 cm aufweist, sorgt dafür, dass die Klinge, die einen rechteckigen Querschnitt hat, sicher geführt werden kann.

Das Florett wird ausschließlich zum Stoßen verwendet, und ein Treffer zählt nur, wenn die Spitze mit einem Druck von über 500 Gramm auf die anvisierte Trefferfläche trifft. Die elektronische Trefferanzeige hilft dabei, gültige von ungültigen Treffern zu unterscheiden, wobei gültige Treffer auf der Trefffläche durch grüne und rote Lampen und ungültige Treffer durch weiße Lampen angezeigt werden. Wenn beide Lampen gleichzeitig leuchten, bedeutet dies, dass zuerst eine ungültige Fläche getroffen wurde und der Treffer somit ungültig ist.

Die anerkannte Trefferzone, die durch eine spezielle Weste definiert ist, erstreckt sich von der oberen Kragenlinie bis zur Hüftlinie vorne und hinten. Kopf, Arme und Beine zählen nicht zur gültigen Trefffläche. Die Beurteilung eines Treffers erfordert umfassende Kenntnisse und Erfahrung in den Florettfechtregeln, die aus dem historischen Duellfechten stammen.

Gemäß den aktuellen Regeln wird ein Treffer nur anerkannt, wenn der Fechter angreift oder eine erfolgreiche Parade (Riposte) ausführt. Bei simultanen Treffern entscheidet der Kampfrichter, unterstützt durch das elektronische Meldesystem, wer den gültigen Treffer erzielt hat. Diese Entscheidung hängt oft von der Interpretation des Kampfrichters ab und kann durchaus zu Diskussionen führen.

Die Fechtbahn

Die Fechtbahn dient als Kampfarena für Fechter und besteht aus verschiedenen Materialien wie Holz, PVC oder Gummi. Typischerweise hat sie eine Länge von 14 Metern und eine Breite von 1,5 bis 2 Metern, wobei die genauen Maße je nach Veranstalter unterschiedlich sein können.

Kennzeichnend für die Fechtbahn sind spezifische Linien, die bestimmte Zonen abgrenzen:

  • Mittellinie: Diese Linie teilt die Fechtbahn längs in zwei gleiche Hälften.
  • Endlinien: Sie definieren das Längsende der Fechtbahn. Ein Fechter, der diese Linie überschreitet, bekommt einen Gegentreffer.
  • Seitenlinien: Sie grenzen die Fechtbahn seitlich ab. Ein Übertritt dieser Linie durch einen Fechter führt zu einer Unterbrechung des Gefechts, woraufhin der Fechter auf die Fechtbahn zurückgesetzt wird.

Die Abstände zwischen diesen Linien sind nach Standardmaßen festgelegt, wobei die Endlinien an den jeweiligen Enden und die Seitenlinien am seitlichen Rand der Bahn liegen. Diese Maße variieren leicht abhängig von den Richtlinien des zuständigen Fechtverbandes, sind jedoch stets so angelegt, dass sie eine sichere Kampffläche bieten.

Ein Punktverlust tritt ein, wenn ein Fechter die Endlinie überschreitet, was als „Aus“ oder „Herausfallen“ bezeichnet wird. In diesem Fall wird der Kampf unterbrochen und der Punkt dem Gegner zugeschrieben.

Geht ein Fechter seitlich über die Seitenlinie hinaus, wird das Gefecht ebenfalls pausiert und der Fechter auf die Bahn zurückgeführt. Der Kampf wird dann fortgesetzt, ohne dass ein Punkt vergeben wird, es sei denn, es wurde ein vom Kampfrichter anerkannter Treffer erzielt, bevor der Fechter die Fechtbahn verlassen hat.

Das Gefecht

Im Fechtsport gilt das Grundprinzip, den Gegner zu treffen, ohne selbst getroffen zu werden, was eine exakte Abstimmung von körperlichen und mentalen Fähigkeiten erfordert. Die Dynamik aus Angriff und Verteidigung, gekoppelt mit Manövern wie Paraden und Finten, verlangt nach Konzentration, physischer Kraft, Ausdauer, taktischem Geschick, schneller Reaktionsfähigkeit, Risikobereitschaft, logischem Denken, Geduld, Entschlossenheit und Willenskraft. Diese Kompetenzen sind in Training und Wettkampf kontinuierlich gefragt und müssen schnell umgesetzt werden.

Vor jedem Gefecht kontrolliert der Kampfrichter die Ausrüstung. Anschließend positionieren sich die Fechter an der Startlinie, verbeugen sich vor dem Gegner, dem Kampfrichter und dem Publikum, gefolgt von der Aufforderung „Stellung“ oder „En garde“, die das Anlegen der Masken und die Einnahme der Fechtstellung signalisiert. Nach der Frage „Fertig?“ oder „Prêts?“ beginnt das Gefecht auf das Kommando „Los!“ oder „Allez!“.

Das Duell wird durch eine ständige Abfolge von Angriffen und Verteidigungen geprägt, bis der Kampfrichter den Kampf aufgrund eines Treffers, Regelverstoßes oder Zeitablaufs mit „Stop!“ beendet. In diesem Wechselspiel ist es entscheidend, den kürzesten Weg für die Klinge zu wählen, den kleinsten Winkel zu nutzen und Bewegungen geschickt zu tarnen. Geduld, Durchhaltevermögen und intensives Training sind erforderlich, um dieses strategische Denken zu perfektionieren und im Kampf effektiv anzuwenden.

Reflexe werden in diesem Kontext zu bewussten Handlungen transformiert. Schnelle Schrittfolgen und Ausweichbewegungen erhöhen das bereits schnelle Bewegungsmuster. Entscheidungen müssen in Sekundenbruchteilen gefällt, Angriffe pariert und Strategien formuliert werden. Die Fechter müssen ihre eigenen Stärken und Schwächen genau kennen, um sich auf die variierenden Kampfsituationen und Gegner einzustellen.

Nach dem Duell bedanken sich die Fechter mit einem Handschlag bei ihrem Gegner und dem Kampfrichter für das faire Gefecht.

Im Wettkampf werden im Florett Rundengefechte auf fünf Treffer ausgetragen, wobei jede Runde maximal drei Minuten dauert. Bleibt ein Sieger nach drei Minuten unbestimmt, entscheidet das Los. Der erste Treffer in einer zusätzlichen Minute kann entscheidend sein. Falls kein Treffer fällt, gewinnt der Fechter, der einen Vorteil hat. In der Direktausscheidung haben Fechter entweder dreimal drei Minuten für fünfzehn Treffer oder zweimal drei Minuten für zehn Treffer, gefolgt von einem Losentscheid bei einem Unentschieden und einer möglichen Verlängerung.

Strafen

Fair Play ist im Fechtsport sehr wichtig. Die Regeln werden vom Weltfechtverband, der Fédération Internationale d’Escrime (FIE), festgelegt. Verstößt ein Fechter gegen eine Regel, kann er je nach Schwere des Vergehens eine gelbe, rote oder schwarze Karte erhalten.

  • Gelbe Karte: leichte Verstöße (z.B. Waffenfreierarm auf Trefferfläche usw.)
  • Rote Karte: Straftreffer anstatt einer weiteren gelben Karte oder schweren Verstößen
  • Schwarze Karte: Ausschluss vom Wettkampf (z.B. absichtliche Verletzung des Gegners)
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